Liegt Rassismus im Auge des Betrachters?

Der folgende Text stammt aus einem Beitrag, den ich am 21. Januar 2019 auf Facebook veröffentlicht hatte. Ich datiere ihn zurück und veröffentliche ihn hier. Als Info: Ich war damals in der Hochschulpolitik aktiv und begann, offen und öffentlich meine Meinung zu vertreten. Der Beitrag ist ungekürzt, aber auch nicht erweitert oder nachträglich bearbeitet.

Manche Menschen halten das Symbol meiner Liste in diesem Wahlkampf an der Hochschule für rassistisch. Es ist ein Gorilla mit einer Krone. Er soll nicht bedeuten, dass wir uns wie die Könige des Dschungels fühlen und deshalb jetzt die Macht an uns reißen wollen. Er ist auch keineswegs rassistisch gemeint (und Leute, ehrlich, habt ihr schon bemerkt, dass der Listenkopf selbst zu den PoC gehört? Er spricht astreines deutsch, aber ich sehe kein blondes Haar und keine blauen Augen. Vielleicht ja ihr?). Ich finde diesen Vorwurf einfach nur lächerlich. Denn wer impliziert, dass wir es rassistisch meinen, unterstellt uns böse Absicht, die wir nicht hatten. Und wenn wir sagen: so war er nicht gemeint, dann wird uns diese Aussage wahrscheinlich auch noch im Mund herumgedreht.

Antirassismus ist wichtig. Freie Meinungsäußerung auch. Der Gorilla ist eine Kritik an dem, was irgendwie schief lief. Denn wenn das Studierendenparlament eine Stunde lang diskutieren muss, dass sie einen Schimpansen in einem Anzug auf einem Plakat für rassistisch erachten, dann ist das schlichtweg Populismus. Den Affen als Symbol zu verbieten, weil man der Meinung ist, nur Rassisten würden es verwenden, ist nicht zielführend. Echte Rassisten würden sich niemals so ein Bild wählen, und sie würden sich auch nicht so ausdrücken, wie wir es tun. Wir haben den Gorilla nicht gewählt, weil wir rassistisch motiviert sind und bestimmte Menschen an den Rand drängen wollen, sondern weil die Diskussion darum, ob ein Bild, das eher zeigen sollte „wir machen eine affengeile Party“, rassistisch motiviert ist, einfach die Zeit eines Gremiums verschwendet, weil gesagt werden konnte: „so war das nicht gemeint“.

Wenn wir uns weiter daran aufhalten, wie diskriminierend die deutsche Sprache ist (die übrigens nichts dafür kann, und ihre Nutzer auch nicht, denn sie suchen sich nicht aus, wo und wann sie geboren werden) und dass Symbole mit bestimmten Deutungen beladen sind, dann wird jede weitere Generation immer wieder erfahren, warum es irgendwann mal rassistisch war und sich deshalb nicht davon lösen können. Wir müssen die Bilder, die sich in die Köpfe setzen, wenn Postimperialismus thematisiert wird, verdrängen, ihnen keine Chance lassen. Wenn wir es schaffen, unsere Wahrnehmung dahingehend zu ändern, wird der Begriff irgendwann nicht mehr aufkommen. Hoffentlich jedenfalls.

Denn wer ist der Rassist, der, der das Symbol ohne Hintergedanken verwendet, oder der, der in dem Symbol einen rassistischen Hintergedanken zu erkennen meint?

TL;DR: Haben wir gesagt, dass es rassistisch gemeint ist, oder habt ihr das einfach nur impliziert?

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